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Das historische Rathaus Kellinghusen

Das Rathaus der Stadt Kellinghsuen wurde 1906-08 nach Plänen des Architekten Max Wichmann errichtet. Bau und Einrichtung des Rathauses wurden durch großzügige Spenden Kellinghusener Bürger gefördert. 

Die reichgegliederte Fassade verbindet Formen des Historismus mit zeitgenössischen Jugendstilelementen. Im Innern ist das Fenster mit Buntglasfenstern ausgestattet, die allegorisch auf Handel und Industrie sowie auf Handwerk und Landwirtschaft verweisen. Vertäfelung und Mobiliar im Sitzungssaal wurden nach Entwürfen des Bildhauers Eduard Kock angefertigt. Den Saal schmückt ein Gemälde des Künstlers Herman Pabst, das den Beschluss der Ratsversammlung zum Bau des Rathauses thematisiert. 1925 wurde das Gebäude durch einen rückwärtigen Anbau nach dem Entwurf des Architekten August Silbertoff erweitert. 1986-87 erfolgte eine vorbildliche Sanierung nach Vorgaben des Denkmalschutzes. 

Modernisierung und Nachnutzung

Den Anfang der Sanierungsfolge wird das Rathaus markieren. Dieses wurde durch den Bau der neuen Amtsverwaltung in der Hauptstr. 14 als Verwaltungssitz abgelöst und steht seit Oktober 2017 leer. Durch den 2015 veranstalteten Workshop "Zukunft Rathaus" stand die Idee im Raum, nach einer umfassenden Sanierung das Keramik- & Fayecenmuseum, das sich aktuell im Bürgerhaus befindet, zusammen mit der Tourist-Info in das Rathaus umzusiedeln. Dazu beigetragen hat auch das Angebot eines kellinghusener Bürgers, Objekte seiner umfangreichen Sammlung historischer Tasteninstrumente unentgeltlich beizusteuern. 2018 wurde zu dieser Idee eine Machbarkeitsstudie angefertigt. Aufbauend auf dem Ortsentwicklungskonzept und dem Auftrag der städtischen Ratsversammlung "die Idee eines Museums für Keramik und historische Tasteninstrumente weiter zu verfolgen" formten sich 2019 mehrere Arbeitsgruppen, die dieses Vorhaben hinsichtlich der bautechnischen Sanierung, der modernen Museumsgestaltung und inhaltlichen Zusammenführung der Sammlungsschwerpunkte sowie der langfristigen finanziellen Tragfähigkeit und stimmiger Fördermöglichkeiten konkretisiert hat. Die erarbeiteten Vorschläge wurden am 06.12.2019 in der Ratsversammlung beraten. Die Entwürfe sowie die öffentliche Niederschrift können Sie unter nachfolgendem Link einsehen: Dokumente zur Ratsversammlung 12/2019.

 

Das Museum "Ton in Ton"

Unter dem Arbeitstitel Ton in Ton werden mit der Erhaltungs- und Erweiterungsmaßnahme im historischen Rathaus die Fayencen- und Keramik-Sammlung des Museums Kellinghusen mit einer der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen historischer Tasteninstrumente zusammengeführt. Dabei werden die zunächst inhaltlich widersprüchlichen Sammlungsschwerpunkte bereits im Titel als Wortspiel miteinander verknüpft: Zum einen der Ton als Produktionsmittel der Keramik und zum anderen der Ton als musikalischer Klang. Ergebnis der Kombination wird eine modern und erlebnispädagogisch hochwertig gestaltete Ausstellung mit Fokus auf die alltags- und kunstgeschichtlich verbindenden Elemente der Exponate sein, die für Alt und Jung eine neue Herangehensweise an beide Themengebiete ermöglicht. Die weltweit einmalige Kombination dieser beiden Themenfelder in einem Gesamtausstellungskonzept zeichnet das Projekt als Leuchtturm in der Region und im Land aus.

Das Konzept der Ausstellung hat Modellcharakter für modern gestaltete Museen und wird als „Vorbild für andere Kommunen in Schleswig-Holstein“ bezeichnet. So wurde bei der Planung des barrierefreien Zugangs zu dem denkmalgeschützten Gebäude besonders auf eine zentrale und attraktive Eingangssituation für alle Besucher geachtet. Besonderer Wert wird auch auf die kinder- und familienfreundliche Museumspädagogik gelegt: Die multimediale Vermittlung der Inhalte ist ein entscheidendes Erfolgskriterium. Um den Museumsbesuch insbesondere für diese Zielgruppen zu einem unterhaltsamen und gleichzeitig lehrreichen Erlebnis zu machen, werden Elemente aus den Bereichen Gaming und Multidimensionalität von Beginn an eingeplant.

Das zukünftige Museum versteht sich als modernes, kommunales Kultur- und Dienstleistungszentrum mit gesellschaftlichem Bildungsauftrag. Zielgruppen aus dem Bildungsbereich sind Schulen, KiTas und andere regionale und überregionale Bildungseinrichtungen, darunter z. B. Volkshochschulen, aber auch die Hochschule für Musik und Theater Hamburg oder die kunsthistorischen und musikwissenschaftlichen Seminare der Universitäten Hamburg und Kiel. Die Kooperation mit den Hochschulen ist schwerpunktmäßig auf die Förderung junger Nachwuchskräfte aus den Bereichen Wissenschaft (z. B. Kunstgeschichte, Volkskunde, Musikwissenschaft) und der Musikpraxis (z. B. die seit Jahren aufstrebende historische Aufführungspraxis) ausgelegt.

Das Stadtmarketing und die integrierte Tourismus-Info arbeiten bereits jetzt eng mit dem Museum zusammen – zukünftig können beide Einrichtungen das Potential aus der Gemeinschaftsarbeit voll ausschöpfen. Die Stadt verspricht sich aus dem neuen Museum überdies positive Impulse für regionale Wertschöpfungsketten: städtische Einzelhändler sowie der Binnenland-Tourismus in der Region können maßgeblich profitieren.

Die Maßnahme sichert sowohl die Ausführung des öffentlichen Kulturauftrages der Kommune als auch durch die herzustellende Barrierefreiheit des Gebäudes und der Ausstellung die inklusive Teilhabe am Kulturleben der Stadt. Kulturpolitisch bilden Kunst, kulturelle Bildung und Geschichtskultur die Bezugsfelder. Der Ausbau des Rathauses zu einem Museum für Keramik und historische Tasteninstrumente sowie die Integration der Tourismus-Info und des Stadtmarketings bringt alle Handlungsfelder des öffentlichen Kulturauftrages zusammen und kann den Identifikationsprozess der Einwohner mit ihrer Stadt stärken. Das Konzept geht dabei über die „kulturelle Grundversorgung“ hinaus und bindet aktiv engagierte Menschen der Bürgerschaft mit ein. Die Stadt folgt damit dem grundsätzlichen Gedanken des Landes Schleswig-Holsteins, das die Förderung von Kunst und Kultur als „eine Kernaufgabe des demokratischen Gemeinwesens“ einstuft.

Die bautechnische Sanierung des Gebäudes ist für den Zeitraum 2021-2022 geplant, anschließend wird die Ausstellung einziehen.